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Buckel sind

kein großes

Hindernis


Hauseingang im Preetzer
Nonnenkloster

Die Holsteinische Schweiz - ein Paradies auch für Fahrradfahrer

Den Kostenvoranschlag für die gebrauchte Schneekanone hat sich Horst Schnoor schon geben lassen. Aber der Preis von 200.000 Mark ließ ihren Ankauf bislang nicht zu. Dabei hätte der Landwirt nichts gegen eine Verlängerung der Skisaison: Er betreibt Deutschlands nördlichsten Schlepplift auf Schleswig-Holsteins höchster Erhebung. Der 168 Meter hohe Bungsberg bietet immerhin bis zu 300 Meter lange Pisten. Im zertifiziert schönen Dorf Schönwalde gelegen, wird er im Winter zum beliebten Ausflugsziel selbst noch für Dänen und Hamburger. Im Sommer erklimmen sie lieber die noch 43 Meter höher gelegene Aussichtsplattform des benachbarten Fernmeldeturms, die ihnen den Blick über fast die gesamte Holsteinische Schweiz erschließt.

Im Hinterland der Ostseeküste zwischen Kiel, Heiligenhafen und Lübeck gelegen, zählt diese selbst ohne Skilift zu den am besten touristisch erschlossenen Regionen Deutschlands. Abseits quirliger Flaniermeilen findet aber auch der Urlauber Erfüllung, der Ruhe und Erholung sucht. Denn die Eiszeit hat die Holsteinische Schweiz zu einer Landschaft geformt, die an Lieblichkeit ihresgleichen sucht. Zu schätzen wissen diese perfekte Mischung aus Hügeln und Tälern in zunehmender Zahl Fahrradfahrer. Nicht nur, dass jeder schweißtreibende Anstieg wenig später vom kühlen Fahrtwind der Abfahrt belohnt wird. Obendrein verspricht diese umweltfreundliche Fortbewegung die größtmögliche Erfassung aller optischen Reize der Region.

Stille Pfade schlängeln sich durch verschwiegene Wälder, führen an frisch bestellten Feldern und stattlichen Gutshöfen vorbei und verbinden traumhafte Orte miteinander. Nicht selten liegen diese malerisch am Ufer eines der vielen Gewässer. Allein Plön, alte Herzogsstadt und Verwaltungszentrum am Ufer des nach ihr benannten Sees, zählt deren 50 in seinen Kreisgrenzen. Sein 1633 bis 1636 erbautes Schloss ist der Fernsehnation längst als "Schule am See" bekannt. Aber auch der Besuch der Innenstadt mit der Nicolaikirche, den alten Fachwerkbürgerhäusern und seinen engen Gassen ("Twieten") lohnt den Besuch.

 

Die von hier aus mögliche 40-Kilometer-Radtour um den Großen Plöner See verzichtet mit Ausnahme der Buckel bei Sepel auf anstrengende Anstiege. Dass auch kleine Dörfer ehrgeizige Kulturprojekte umsetzen können, zeigt unterwegs das Beispiel Dersau. Dort hinterließ unter anderen der Kieler Künstler Ben Siebeneck mit seinen Findlingen auf dem Ascheberg eines der Exponate, die unter dem Oberbegriff "Kunst in der Landschaft" 1999 für Diskussionen sorgten.

Bosau an der Ostseite des Sees hat sich seinen beruhigenden Charme aus den Anfängen des Fremdenverkehrs bewahrt. Sehenswert ist die Vicelinkirche mit ihrem Flügelaltar aus dem 14. Jahrhundert, vor dem der wortgewaltige Pfarrer Hans-Jürgen Ehlers die Führung schon einmal zur zweiten Predigt werden lässt. Sportfischer werden schätzen, dass sie in Bosau auch die Erlaubnisscheine für ihr Hobby bekommen. Dem Pächter machen sie keine Konkurrenz. Er legt Netze für die Maräne aus, die geräuchert oder gebraten die regionale Küche bereichert. Für Bosaus landwirtschaftliche Tradition steht die Dunkscher Kate aus dem Jahr 1670, deren farbenprächtigen Bauerngarten drei Ehepaare liebevoll pflegen.

Wer die Tour abkürzen möchte, kann sein Rad kurzerhand auf das Motorschiff laden, das zwischen Plön und Bosau verkehrt, und über die idyllische Prinzeninsel nach Plön zurückkehren. Andernfalls führt der Weg kaum weniger romantisch zwischen Vierer- und Plöner See an Gut Ruhleben (Wohnsitz von Jil Sander) vorbei über die alte Zollstation mit dem bezeichnenden Namen Fegetasche zum Ausgangspunkt zurück.

Wenige Jahre nach seiner Geburt verließ Carl Maria von Weber Eutin. Zum Vorteil für Bewohner und Besucher pflegt die Kreisstadt als kultureller Mittelpunkt der Region die Erinnerung an den berühmten Komponisten mit Aufführungen seiner Opern auf der Freilichtbühne nahe dem 1260 erbauten großherzoglichen Schloss am See. Der heilklimatische Kurort darf auf keiner Radtour durch die Holsteinische Schweiz fehlen. Abzusteigen lohnt sich auch am wohl schönsten Minigolfplatz Norddeutschlands im Seescharwald. Wer auf Titel steht, kann sich nach ausgiebigem Stadtrundgang nebst Kneipenbummel in der Kurverwaltung zur "Nachteule" küren lassen.

Ebenfalls an der am Bungsberg entspringenden Schwentine - sie verbindet ab Eutin zahlreiche Seen Kanu tauglich bis zur Kieler Förde miteinander - liegt Preetz als eines der Tore zur Holsteinischen Schweiz. Hier erfährt der Besucher nur wenige Schritte abseits der belebten Bundesstraße 76 im altehrwürdigen Nonnenkloster eine unvermutete Ruhe. 1211 von Graf Albrecht von Orlamünde gegründet, war es bis ins 19. Jahrhundert höchste Verwaltungsinstanz der Region um die alte Stadt an Lanker- und Postsee.

Von hier aus führen Feld- und Wirtschaftswege zum zweitgrößten Gewässer in Schleswig-Holstein. Doch bevor sich die Radler vielleicht bei Fischer Gunnar Reese in Bellin am Ufer des Selenter Sees mit geräucherten Süß- und Salzwasser-Delikatessen eindecken, lohnt sich ein Aufstieg zur Blomenburg. Deren Besitzer wollen das malerische Schlösschen zur Kulisse ausgesuchter Events und zum Mittelpunkt einer ehrgeizigen und fortschrittlichen Wohnsiedlung machen.

Die Reihe der Radfahrerziele im Land zwischen den Meeren geriete ins Uferlose. Vieles lässt sich bei gemütlichen Rundfahrten bestaunen. Start und Ziel könnten zum Beispiel das gemütliche Giekau sein mit dem prunkvollen Altar in seiner alten Kirche (s. Foto oben), Lütjenburg am Rande einer Stauchmoränenlandschaft, das für seine Trakhenerzucht bekannte Gut Panker mit seiner für exquitise Küche bekannten "Olen Lise" oder der 127 Meter hohe Pilsberg mit dem Hessenstein. Auch zum großen Wasser ist es nur ein Katzensprung. Hohwacht mit seinem Steilufer, Neustadt mit seinem malerischen Hafen sind mit ihren touristischen Angeboten nur zwei Beispiele dafür, dass es zwischen Ostseeküste und Hinterland keine Berührungsängste gibt.

© Uwe Wahlbrink 01/00 (Text und Fotos)

Mit von der Partie

Information: Tourimusagentur Schleswig-Holstein

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